LOGBUCH DER ANIMA
  März 2011:
Im Roten Meer: Sudan - Ägypten
 

Neun Tage mussten wir in Suakin (Sudan) aufs Weiterfahren warten. Viel gab es in dieser Stadt nicht zu tun. Sehenswert waren sicherlich die Ruinen der alten Stadtteile, die auf eine ruhmreichere Vergangenheit dieses Ortes schliessen lassen. Als spärliche Höhepunkte kristallisierten sich letztlich die köstlichen Tomaten und die ofenfrischen Fladenbrote heraus, welche in Kombination mit dem lokalen Schafskäse schon einen Hauch von Mittelmeerkulinarik ahnen lassen.
Als wir dann endlich voll Ungeduld die Anker lichteten, war eigentlich immer noch zu viel Gegenwind. Es sollte sich aber später herausstellen, dass wir gerade zum richtigen Zeitpunkt losgefahren waren. Nach zwei mühsamen "Bergauf"-Tagen beruhigte sich der Wind endlich, und wir kamen 36 Stunden lang gut voran - alles unter Maschine versteht sich. Im Morgengrauen des vierten Tages liefen wir in Port Ghalib, Ägypten ein. Und eine Stunde später blies es wieder mit 20-25 Knoten aus NW. Wir waren entsprechend erleichtert und froh, diese 370sm zwar mit viel Dieselverbrauch, aber doch gerade rechtzeitig hinter uns gebracht zu haben.

Die Marina von Port Ghalib liegt in einem sterilen und halb leeren Resortkomplex. Wie auch an vielen anderen Orten an diesem Küstenabschnitt, wurde hier eine künstliche Retortenstadt in die Wüste hineingebaut und bietet ausser einem Strand und Tauchmöglichkeiten wenig - um genau zu sein: Nichts. Dennoch: Nach den letzten recht anstrengenden und entbehrungsreichen Wochen geniessen alle Segler den Marinaliegeplatz mit Strom, Wasser und Internet.

Die folgenden Gegenwindtage nützten wir für Ausflüge nach Luxor und Kairo. Tal der Könige, Hatschepsut Tempel, Karnak Tempel, Gräber der Noblen sowie die Pyramiden von Gizeh, Sphinx, Ägyptisches Museum wurden als Sehenswürdigkeiten von Weltruf ihrem Namen gerecht. Diese Eindrücke sind schwer zu beschreiben, aber einmal vor der Cheops-Pyramide zu stehen, die Grabmalereien von Theben oder die goldene Totenmaske des Tutenchamun zu betrachten, das ist schon eine besondere Erfahrung. Leider wurde diese teilweise durch die allgegenwärtigen aggressiven, aufdringlichen, verlogenen und unverschämten Souvenirhändler, Touristenführer, Kamelhirten, Taxilenker etc. getrübt.
Mehr möchte ich an dieser Stelle dazu gar nicht sagen - Caveat hospes!

Und auf die häufige Frage "Gab es auf deiner Reise gefährliche Situationen?" gibt es jetzt eine neue Antwort: Die Autofahrten in Ägypten. Und das meine ich im Ernst!
Nach Luxor fuhren wir zu dritt mit einem Souvenierhändler aus Port Ghalib in dessen Kleinwagen. Ohne Uebertreibung: Wir hatten Angst! Das Prinzip des Rechtsverkehrs sowie die Verwendung von Abblend- und Fernlicht waren ihm und auch entgegenkommenden Fahrern keineswegs geläufig. Zudem wurde er während der sechsstündigen Fahrt sichtlich müde. Wir mussten ihn tatsächlich zurecht weisen um diese Tortur psychisch halbwegs zu überstehen.
Die zweite Fahrt von Luxor nach Kairo ueber 700km mit einem Kleinbus war nicht viel besser. Der Fahrer fuhr zwar gut, aber viel zu schnell - was den Begriff "gut" auch wieder relativiert. Nun, was heisst schon zu schnell? Bei einem Bergabstück auf schlechter Strasse liess er es richtig laufen, bis der Wagen knapp davor war ins Schleudern zu geraten. Auch sonst war das Gaspedal praktisch ständig am Anschlag. Uns war mehr als mulmig. Dafür waren wir vor Mitternacht in Kairo.
Der Verkehr in dieser 20Mio Stadt ist einzigartig: Keine Ampeln, permanentes Hupen und praktisch keine öffentlichen Verkehrsmittel - keinerlei Regeln. Anarchie und Chaos. Es herrscht das Recht des Stärkeren. Rücksichtslos. Mittelalterlich. Archaisch. Martialisch.

"Wir" - das waren beim Sightseeing insgesamt neun Personen: Die Familie von IMAGINE mit drei Kindern und einem Crewmitglied und Birgit und Anders von MARGARITA, die ja schon seit den Malediven mit mir unterwegs waren.

Zurück in Port Ghalib nützte ich die verbleibende Wartezeit für diverse Notwendigkeiten, wie Wäschewaschen, Motorpflege, Riggkontrolle, allgemeine Servicearbeiten, etc.
Und ich hoffe, dass der Wetterbericht sich keinen Aprilscherz erlaubt und die günstige Prognose auch stimmt, so dass wir in wenigen Tagen den Transit durch den Suezkanal in Angriff nehmen können.

Fotos Sudan und Aegypten

 

 
 
 
 
 
 
 
 
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