LOGBUCH DER ANIMA
  Februar/März 11:
Golf von Aden - Südliches Rotes Meer
 

Mukalla im Yemen war eigentlich ein guter Ort um zu proviantieren, Servicearbeiten durchzuführen, kleinere Ersatzteile zu besorgen und alle Tanks und "persönliche Batterien" wieder zu füllen. Leider waren wir zur falschen Zeit dort. Im Hafen lagen wir sicher, aber im Zentrum gab es Protestkundgebungen begleitet von gelegentlichem Gewehrschüssen, so dass man uns zu unserem eigenen Schutz nicht länger oder öfter als notwendig in die Stadt ließ. Also verließ der gesamte Konvoi nach drei Tagen diesen ungastfreundlichen Ort in Richtung Rotes Meer. Wir hielten uns wieder entlang des sogenannten Korridors, einer Art Wasserstrasse primär fuer Handelsschiffe, die von internationalen Marineschutztruppen vor Piraterie geschützt wird. Dieses 400 Meilen lange Stück ist der einzige Bereich in dieser Gegend, in dem durch die starke Militaerpräsenz die Seeräuberei halbwegs in Grenzen gehalten werden kann. Sichtkontakte zu Hubschraubern, Kriegsschiffen, Militärflugzeugen erwecken zwiespältige Gefühle: Einerseits wähnt man sich in deren Nähe relativ sicher, andererseits wären sie wohl kaum da, wenn es nicht notwendig wäre.

Der Wind war uns diesmal gnädig, es konnte großteils recht flott gesegelt werden, und am Morgen des vierten Tages fuhren wir durch Bab el Mandeb, das Tor der Tränen, die schmale Straße ins Rote Meer. Wie geplant löste sich der Konvoi teilweise auf, da Fahrtziele und Geschwindigkeiten unterschiedlich waren und wir doch bald aus dem Gefahrengebiet der Piraterie heraussen waren. Zudem nahm wie üblich der zum Glück achterliche Wind kräftig zu, was das Einhalten einer Formation im Konvoi speziell in der Nacht praktisch unmöglich gemacht hätte. Die nächsten 24 Stunden hatten wir 30-35 Knoten Wind und überraschender- weise ziemlich hohe Wellen. ANIMA wollte mit drei anderen Yachten unter Ausnützung des Windes so weit wie möglich nach Norden. Wir erhielten jedoch Nachricht, dass Eritreia derzeit auch nicht gerade das gelobte Land der Fahrtensegler sein soll und dass in Massawa, unserem geplanten nächsten Stopp, angeblich Yachties grundlos festgehalten wurden und erst nach tagelangen Verhandlungen wieder weitersegeln konnten. Also, am liebsten gleich weiter in den Sudan, aber da spielte der Wind nicht mit. Binnen zwei Stunden war es praktisch windstill, also nehmen die dänische Yacht MARGARITA und ANIMA Kurs Richtung Eritreia, 90 Meilen zu einem einsamen Ankerplatz und ausschlafen!
Nach fünf Tagen wieder knapp 700 Meilen absolviert. Endlich ist die Piraterie für uns kein Thema mehr. Umso mehr trifft uns alle die Nachricht vom Tod der vierköpfigen Crew der amerikanischen Yacht QUEST, sowie der Entführung der dänischen Yacht ING mit sieben Personen an Bord, darunter drei Kindern. Die Yacht CAPRICORN wurde ebenfalls angegriffen. Die Piraten waren bereits an Bord, flüchteten aber nachdem sie von einem bewaffneten Security-Team von einem begleitenden Schiff aus unter Feuer genommen wurden.
Diese Ergeinisse relativieren den Wert dieser ganzen Reise doch beträchtlich. Jetzt ist uns allen erst klar geworden, wie groß das Risiko wirklich war, das wir mit der Querung des Indischen Ozeans eingegangen waren. Und für mich besteht kein Zweifel: Hätte ich von Überfällen auf Yachten noch auf den Malediven erfahren, hätte ich diese Etappe nicht gemacht. So kann man nur dem Schicksal, dem lieben Gott oder wem auch immer dankbar sein, dass uns dieses Glück zuteil wurde und wir unbehelligt bis ins Rote Meer gekommen sind.

Suakin im Sudan ist nun der Hafen, in dem wir derzeit eine Periode von im Roten Meer leider häufigen Nordwinden abwarten und mit dem naechsten Wetterfenster dann hoffentlich weit Richtung Norden vordringen können. Das Mittelmeer ruft ...

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