GRADO - KARIBIK UND RETOUR 2003/04
Durchs Mittelmeer
Von Grado, dem langjährigen Heimathafen, ging es Anfang Juli 2003 los über Kroatien, das Ionische Meer und dann nach Westen über Sizilien, Sardinien und die Balearen nach Gibraltar. Die Fahrt durchs Mittelmeer glich in diesem so genannten Jahrhundertsommer einer Motorbootpartie, war ideal für diverse Familiencrews, die mich begleiteten, aber eher belastend für Maschine und Treibstoffbudget.
Ab Gibraltar
ging’s dann so richtig los. Kaum mit kräftigem Ostwind in den Atlantik ausgespuckt, brach wegen eines gerissenen Achterholers gleich einmal die Gaffel des Großsegels. Klingt zwar spektakulär, aber mit brauchbarer Crew und Werkzeug war die Reservespiere in 40 Minuten behelfsmäßig zur Gaffel umfunktioniert und blieb bis zu den Kanaren im Einsatz.
Marokko
Um nicht gleich eine ganze Woche in den Weiten des Atlantiks unterwegs zu sein und auch um mehr von der Welt zu sehen, wählten wir die Route über Marokko. El Jadida und Essaouira sind als Zwischenstopps sehr zu empfehlen. Sichere ruhige Liegeplätze, viele neue Eindrücke, die ersten Seglerbekanntschaften zählen zu den Positiva. Und wenn man sich durch die windarme Küstenfahrt unter Motor und durch die etwas umständlichen Behördenprozeduren nicht abschrecken lässt, ist Marokko sicher einen Landfall wert.
Kanarische Inseln
Eine schöne 2-Tages-Segelei brachte uns zu den Kanarischen Inseln. Auf Graciosa passierte dann das negative Highlight der Reise, mein Feuerunfall mit Verbrennungen 2.Grades an beiden Unterarmen, verursacht durch einen schlecht funktionierenden Petroleumkocher und durch unsachgemäße Handhabung desselben. Zum Glück waren unmittelbar danach zwei Wochen Ruhepause auf Gran Canaria eingeplant, so blieb genug Zeit für die notwendige medizinische Behandlung sowie diverse Reparaturen, Servicearbeiten und letzte Adaptionen am Schiff für die große Überfahrt auf die
Kap Verden
Diese dauerte unter günstigen Winden und ohne besondere Vorkommnisse eine Woche. Auf Sal stieg dann mit 2 Schulfreunden meine Transatlantikcrew zu, und nach einer leider viel zu kurzen Woche auf den Kap Verden lichteten wir am 13. November von Mindelo aus Anker mit Kurs auf die Karibik.

Transatlantik westwärts
15 wundervoll ruhige, fast zu ereignislose Tage waren wir unterwegs und erreichten am 28.November Barbados. Nach ein paar Tagen Erholung ging es weiter nach Tobago und Trinidad. Eine Woche im Advent für Servicearbeiten verbrachten wir in Chaguaramas, und dann ging’s rauf nach Grenada zum Weihnachtsfest in den Grenadinen.

Tagebuch der Atlantiküberquerung (von Wolfgang Fröhlich)

Karibik
Die Gegend zwischen dem für Crewwechsel hervorragend geeigneten Grenada und Bequia mit den dazwischen liegenden Grenadinen war für 2 Monate mein Heimatrevier, und zahlreiche Freunde kamen für einen 2-Wochentörn in diese herrliche Gegend zu Besuch auf die Anima.

Bis Mitte April verbrachte die Anima in den kleinen Antillen, ein Revier, das zu Recht als eines der schönsten der Welt gilt: Steter Passatwind, herrliche Strände, geschützte Buchten und Caribbean Lifestyle ließen die Zeit viel zu schnell vergehen, und etwas wehmütig brachen wir von den British Virgin Islands Richtung Bermudas auf. Die siebentägige Reise dorthin mit wechselnden Winden und 3 Tagen unter Maschine ließ schnell erkennen, dass die Rückfahrt weit weniger erholsam und gemütlich als die Passatroute werden würde.

Bermudas
Die Bermudas waren ein willkommener Stopp vor dem langen Schlag auf die Azoren. Ein guter Gratis(!)-Liegeplatz an der Stadtmole von St. George´s, die wohl teure, aber schöne und gepflegte Insel mit ihren freundlichen Bewohnern und zahlreiche Bekanntschaften mit anderen Seglern sowie mit Bermudianern österreichischer Herkunft (die, allesamt im Gastgewerbe tätig, uns kulinarisch verwöhnten) machten uns die Abreise nach einer Woche nicht unbedingt leichter.
Transatlantik ostwärts
Und in den kommenden 18 Tagen fragte ich mich mehrmals „Wozu das Alles?“. Kurz zusammengefasst: Gut die Hälfte der Zeit N bis NO Wind, nicht immer als leichte Brise, also feuchtes am Wind Segeln mehr als einem lieb ist. Am Höhepunkt der widrigen Winde und zugleich am Tiefpunkt der Stimmung an Bord mussten wir, um einem Sturmtief auszuweichen wenden und einen ganzen Tag lang in die falsche Richtung zurück nach Westen segeln! Dazu Probleme mit dem Motor, der durch das starke Rollen über das Auspuffsystem zweimal voll Wasser lief und blockierte, ein Tag reiner Gegenwind, 2 Tage Flaute und insgesamt 4 Tage unter Maschine. Das alles machte uns den Landfall auf Flores, den ersten Landgang mit ausgiebiger Mahlzeit und das ersehnte Ausschlafen ohne ständige Schaukelei zu einem kleinen Fest.
Azoren - Algarve
In den folgenden 2 Wochen klapperten wir den Großteil der Azoren gemächlich ab. Freundliche Leute, herrliche Landschaften und moderate Preise sind wohl die wesentlichen Argumente für einen längeren Aufenthalt auf dieser Inselgruppe.
Die letzten langen 800 Seemeilen Richtung Algarve verliefen durch leichte wechselnde Winde, folglich mit vielen unangenehm lauten, lästigen Motorstunden. Aber in Lagos angekommen, ist man schon sehr erleichtert und froh, es geschafft zu haben. Der Rest war dann wie erhofft und erwartet ein „Kinderspiel“. Ein unbequemes und unbefriedigendes Segelerlebnis, zugleich jedoch ein großes Abenteuer und eine beeindruckende Erfahrung, so würde ich diese Überquerung Richtung Europa im Nachhinein charakterisieren.

Wieder im Mittelmeer
Am 20. Juni war die Anima in Gibraltar, das ließ genug Zeit für die Rückreise durch das Mittelmeer bis in die Adria. Streckenweise einhand unterwegs und ohne Zeitdruck konnte ich günstige Windphasen abwarten und hatte glücklicherweise wesentlich mehr Segeltage als auf dem Hinweg. Die Route glich im Wesentlichen der im Vorjahr. Am letzten Tag der Reise, als ich bei mäßigem Schirokko unter Segeln in Grado einlief, machten sich Euphorie und Erleichterung bemerkbar. Immerhin waren 14 Monate 14100 Seemeilen mit 85 Nachtfahrten, 19 Staaten und diversen Abenteuern, Erlebnissen und Pannen nun vorbei, und die Anima machte in Grado völlig unbeachtet fest, als ob ein normaler Sommertörn zu Ende wäre. Man sah es ihr auch nicht an, sie war gepflegt, sauber, ordentlich und in einem Zustand, in dem sie ohne große Vorbereitungen sofort zu einer weiteren Langfahrt lossegeln könnte...

...die bereits für 2008 in Planung ist...

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