LOGBUCH DER ANIMA
  September 2010:
Von Darwin nach Bali
 

Am Tag vor der geplanten Abreise aus Darwin kam spontan noch Sietse, ein reisender Hippie aus Holland, an Bord. Ich kannte ihn schon von früher, als er auf anderen Schiffen unterwegs war, und so war er für diesen Abschnitt eine gute Crewerweiterung.

Von nun an war es mehr oder weniger vorbei mit den gleichmäßigen Passatwinden der letzten Monate, aber wir schafften es doch, drei Viertel der 460 Meilen zu segeln, wenn teilweise auch recht langsam. Erstes Ziel in Indonesien war der Einklarierungshafen Kupang im Westen Timors. Über die dortigen Behörden war schon im Vorfeld nichts Positives zu vernehmen, und unsere leider skeptischen Erwartungen wurden völlig erfüllt. Nach drei Tagen Warten wegen Wochenende lokalen Feiertagen, kamen wir endlich mit dem Agenten Napa in Kontakt, der im Normalfall für seine Dienste inkl. aller Gebühren (Bestechungsgelder. sic!) 250US$ nimmt. Da wir vorher schon vom Quarantänebeamten und seinem lächerlichen Papierkram unsauber um 45US$ erleichtert wurden und aufgrund von zähen Verhandlungen, erledigte Napa den Rest für 75US$ und ich war froh, endlich aus dieser lauten und schmutzigen Stadt wegzukommen, nicht ohne vorher noch eine kurze Zusammenfassung der dortigen zweifelhaften Modalitäten auf einer vielgelesenen Seglerseite (Noonsite.com) zu veröffentlichen.

Bis zum nächsten Ziel lagen wieder 250 Meilen vor uns, die Winde wurden immer leichter und nach drei Nachtfahrten und dem ersten richtigen Gewitter in der dritten Nacht ankerten wir vor einem unscheibaren Strand im Süden der Insel Rinca, einer Nachbarinsel von Komodo. Meine Freunde von der Sleipnir, Evi und Wolfgang hatten mit diesen (und im Laufe dieser Reise dankenswerter Weise viele andere) Tipps gegeben, denn dort konnte man unbehelligt von Gebühren, Guides und Touristentouren die berühmten Großechsen, die Komodo-Warane aus nächster Nähe beobachten. Vier respekteinflößende Drachen tauchten auch sogleich am Strand auf und wurden vorsichtig beäugt und ausgiebig fotografiert.

In den nächsten Tagen ging es großteils unter Maschine bei oft adriahaft glattem Wasser an der Nordküste der Insel Sumbawa entlang westwärts. Dieser Abschnitt ist touristisch völlig unerschlossen und von Yachten wenig besucht, also waren wir in den Dörfern als Abwechsulung zum Alltag herzlich und lautstark willkommen geheißene Besucher.

Eine Tagesfahrt von Bali entfernt liegen die sogenannten Gili-Islands. Hier hatte uns der Tourismus wieder, wenngleich die Atmosphäre auf Gili Air recht angenehm und entspannt war, sodass wir uns das erste Mal seit Kupang zwei Nächte an einem Ort gönnten.

Eine durch schönen Wind und günstige Strömung unerwartet schnelle Überfahrt brachte uns schließlich nach Bali, wo ein paar Tage Pause und ein Crewwechsel eingeplant waren. Um autonom mobil zu sein mietete ich für 4€/Tag einen Motorroller. An den ersten zwei Tagen wurde ich gleich zweimal von Polizisten aufgehalten, die ganz offensichtlich skrupellos zur Schröpfung der Touristen bereit waren. Fadenscheinige Argumente über angeblich begangene Verkehrsdelikte konnte ich beim ersten Mal noch entkräften. Der zweite Kieberer war dann leider unnachgiebig und A...loch (pardon!) genug, um mich und meinen Sozius Marc von der Yacht Imagine um je 10€ zu erleichtern, mich wegen Mangels eines internationalen Führerscheins und Marc wegen fehlenden Helmes. Das alles natürlich ohne Quittung und nach harter Verhandlung mit Androhung eines 24stündigen Polizeirevieraufenthaltes bei Zahlungsweigerung. Mein Anruf beim Konsulat und der Austausch mit länger ortsansässigen Ausländern ergab schlicht die frustrierende Erkenntnis "Das ist halt hier so!". Eigentlich eine Schande für und eine Folge des Tourismus. Erschreckend jedenfalls, korrupten Beamten so hilflos ausgeliefert zu sein.

Anna und Sietse verließen die Anima, und an Bord kam Sebastian aus Wien, mit dem es quer durch Indonesien über Borneo bis nach Singapur gehen soll.

Fotos aus Indonesien

 

 
 
 
 
 
 
 
 
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