LOGBUCH DER ANIMA
 

JULI-AUGUST 10:
Von Vanuatu nach Papua Neu Guinea

 

Am 19. Juli kam Thomas als neues Crewmitglied in Luganville, Vanuatu an. Da er kein Rückflugticket hatte, da er ja auf der Anima das Land verlassen sollte, wollten die Immigration Officer in gleich wieder in den Flieger zurück nach Australien setzen. Meine schriftliche Bestätigung über unsere gemeinsame Ausreise per Yacht, die ich wie üblich vorher meinen Mitsegler zum Vorweisen übermittelte, beeindruckte die Behörden gar nicht. Der arme Kerl war verzweifelt und erreichte, dass man mich auf meinem Vanuatu Handy (zum Glück hatte ich eine Simcard gekauft) anrief. Ich kam sofort zum Flughafen, wo man aufgrund der späten Stunde (18h) das Problem auf den nächsten Tag verschob.
"Every visitor must have a return ticket" hieß es dann im Immigration Office. Viel Geduld, freundliches Lächeln und logische Argumente - also einfach gutes Verhandlungsgeschick - konnten nach einer halben Stunde zähen verbalen Tauziehens den zuständigen Beamten gerade noch überzeugen, diese Regelung in dem Fall außer Acht zu lassen. Die Alternativen waren interessant: Man sollte ein Rückflugticket kaufen, das dann ohnedies storniert werden konnte. Dass das nicht viel Sinn macht, hat der ernste Herr der Einwanderungs-behörde doch verstanden. Als andere Möglichkeit stellte er mir dann die Frage: "Would you agree to pay a fine of 5000Vatu?"(ca. 50€) War das jetzt eine offizielle Strafe oder ein kleiner Nebenverdienst für das Augen zudrücken? Meine Replik "That is an interesting question. This I´ve never been asked before. I really don´t know how to answer it." nahm ihm dann doch den Wind aus den Segeln und er ließ uns widerwillig aber doch von dannen ziehen.

Nach drei Tagen fernab jeglicher Behörden wurde schließlich Anker gelichtet und die Segel gesetzt. Kurs Richtung Louisiaden. Die Überfahrt war dank des konstanten Passatwindes schnell, aber rau und schaukelig. Höhepunkte waren einerseits die Phase mit 3fach gerefftem Großsegel und kleinem Klüver, selten genug Segelfläche für 14 Tonnen Anima, andererseits ein ultimative Surferlebnis, als die Anima auf einer Welle kurz bis auf 13(!) Knoten beschleunigte. Ein auf diesem Schiff bisher nie da gewesenes Rauschgefühl, das ich aber nicht unbedingt nochmal erleben möchte. Zum Glück kamen Wind und Wellen genau von hinten, was die Sache erträglich machte. Jedenfalls waren die 885Meilen nach 6 Tagen absolviert, und wir waren froh in die geschützten Louisiaden einzulaufen.

Diese zu Papua Neu Guinea gehörende Inselgruppe östlich des Festlandes liegt fernab jeder Zivilisation wie wir sie kennen. Die Menschen dort leben in einfachen Hütten aus Holz mit geflochtenen Palmendächern von und mit praktisch nichts. Wir Segler sind dort eine Besonderheit, die zum Anlass für Tauschhandel aller Art dient. Mit einfachsten Einbäumen kommen die Einheimischen zum Ankerplatz und urgieren schüchtern aber konsequent nach "Trading" von Früchten, Gemüse, Eiern (viel mehr haben sie nicht zu bieten) gegen T-Shirts, Angelzeug, Kugelschreiber, Schreibblöcke, Werkzeug, Draht, Salben, Reis, Mehl, Zucker. Man konnte eigentlich alles geben, denn sie hatten nichts! Und jeder hat was von der Anima mitbekommen, auch wenn wir nach einigen Tagen schon genügend Bananen, Papayas, Yams und sogar Tomaten hatten. Gibt es in Vanuatu noch Handynetz und großteils brauchbare Transportmöglichkeiten zwischen den Dörfern und Inseln, so gibt es das hier alles nicht. Mit Ausleger-Segel-Kanus werden Nachrichten, Güter, Menschen transportiert. Und das bis zur ca. 50 Meilen entfernten Hauptinsel über das offene Meer. Unglaublich, mit wie wenig Menschen leben können und offensichtlich auch wollen, denn jedes Dorf ist voller Kinder und die Population in den Louisiaden wächst. Wir kamen uns auf dem Schiff jedenfalls wie die Könige vor mit Kühlschrank, Bett mit Matraze und mit Küche, Herd und Speisekammer, die uns kulinarisch im Vergleich alle Möglichkeiten bieten.

Ein Höhepunkt der Woche auf den Louisiaden war der Besuch der Insel Panasia. Es ergab sich, dass wir mit den Einheimischen, die großteils auf spitzem Gestein barfuß(!) unterwegs waren, über den steilen Bergrücken zum Dorf auf die andere Seite wandern konnten. Diese saubere, gepflegte Siedlung hat eine Lagune mit Strand vor sich, bei deren Anblick auch mir mittlerweile Strand-Palmen-Türkis-Weiss-Blau-Grün Verwöhntem noch anders wird.

Die 3 tägige Fahrt nach Port Moresby war fischreich: Ein schöner Wahoo an der Leine ergab drei mal Abendessen. Gebraten in Butter und Knoblauch, als Currygericht und am Schluss paniert! Letzteres erinnerte mich, wie fern der Heimat und dem letzten bzw. nächsten richtigen Wienerschnitzel ich derzeit bin...
Am letzten Tag wurde noch planmäßig ein dicker Thunfisch gefangen, der im Restaurant des Yacht Clubs gegen zwei schöne Grillsteakplatten eingetauscht wurde.

Die Ankunft in Port Moresby war nach zweieinhalb Wochen "Einöde" der reinste Zivilisationsschock! In positivem Sinne - Unglaublich, wie ungewohnt und doch angenehm ein schicker Yacht Club, eine Warmwasserdusche, Internet, ein Restaurant, Kellner, ein kaltes Cola und eine große Speisenkarte sein können...

Zu den Fotos...

 
 
 
 
 
 
 
 
  Juli...